„Wissenschaft als Brückenbauerin über Grenzen“

„Wissenschaft als Brückenbauerin über Grenzen“

Rückblick Max Planck Schools Day 2023

Die Stimmung war ausgelassen auf dem alten Berliner Industrieareal: Knapp 200 Teilnehmende kamen am 16. Oktober zusammen, um den Max Planck Schools Day 2023 zu feiern. Erneut lieferte der Tag erkenntnisreiche Einblicke in die Forschung der drei Schools, spannende Diskussionen und vor allem die Möglichkeit zum gegenseitigen Kennenlernen und Beisammensein. Gemäß  dem Motto „3 Schools, 1 Community“ wurde insbesondere die neue Kohorte im Programm begrüßt.

Wieder einmal war es so weit: Am Max Planck Schools Day 2023 wurden die PhD-Kandidat:innen der neuen Kohorte von den bestehenden Jahrgängen, den Fellows sowie Partner:innen und Unterstützer:innen der Max Planck Schools willkommen geheißen. In diesem Jahr fand das ganztägige Event nicht wie gewohnt im Harnack-Haus, sondern in der Arena Berlin statt – eingesessenen Berliner:innen besser als „das Badeschiff“ bekannt. Wenngleich die herbstlichen Temperaturen nicht zum Baden einluden, schaffte das auf dem Arena-Gelände gelegene Glashaus eine wunderbare Atmosphäre und den passenden Rahmen für ein interessantes Programm und angeregten Austausch. Die Teilnehmenden kamen in Berlin zusammen, um der Veranstaltung unter dem diesjährigen Leitthema „The Role of (Fundamental) Science Amidst a Global (Climate) Crisis“ beizuwohnen.

 

Patrick Cramer,  der als Präsident der Max-Planck-Gesellschaft gemeinsam mit Walter Rosenthal, Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, dem Lenkungsausschuss der Schools vorsitzt, eröffnete die Veranstaltung mit den Worten, er sei dabei, einen großen Fehler zu begehen, indem er den jungen Wissenschaftler:innen aus aller Welt die Geschichte eines 80-Jährigen erzählen werde. Schnell wurde klar, warum er sich dabei auf den berühmten Gitarristen der Rolling Stones, Keith Richards, bezog: Dieser hatte kürzlich in einem Interview erzählt, dass er altersbedingt nicht mehr so virtuos spielen könne wie früher; dies hindere ihn jedoch nicht daran weiterzumachen und sich vor allem von seiner Intuition leiten zu lassen.

"(...) the guitar will show me there's another way of doing this. Some finger will go one space different and there's a whole new door just opened here."

Stets der eigenen Intuition zu folgen und sich von Rückschlägen nicht verunsichern zu lassen, wolle er auch den Promovierenden mitgeben. Weiterhin sprach er von dem Mut, den es insbesondere in Zeiten wie diesen von jungen Menschen in der Wissenschaft und vor dem Hintergrund globaler Krisen brauche. Mehr denn je sei es entscheidend, als internationale wissenschaftliche Community zusammenzustehen: Wissenschaft sei ein „peace-building project“ und baue Brücken über Grenzen hinweg. Der Austausch durch und in den Schools, als Inkubator für junge Talente, sei daher enorm wichtig. Das habe nicht zuletzt auch die positive Abschlussevaluation im Frühjahr gezeigt: der Ansatz der Max Planck Schools, die ortsverteilte Exzellenz in Deutschland in einem Programm zu bündeln, sei mehr als erfolgreich.

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Eine kurzes Nachhaltigkeitsquiz verbunden mit der Frage, was es brauche, um den Wissenschaftsbetrieb insgesamt nachhaltiger zu gestalten, lieferte viele interessante Ansätze und Denkanstöße aus dem Publikum für die anschließende Paneldiskussion rund um das diesjährige Leitthema. Melina Kerou, Stephanie Fiedler, Dirk Notz und Dierk Raabe diskutierten angeregt und kontrovers über das Eigenverständnis und die gesellschaftliche Verantwortung von Wissenschaft in Hinblick auf die Klimakrise, die gesteigerte Bedeutung von Wissenschaftskommunikation und die Rolle der Grundlagenforschung in Zeiten des dringenden Handlungsbedarfs. So plädierte Melina Kerou dafür, dass sich Wissenschaft selbstkritisch mit der eigenen Rolle auseinandersetzen und versuchen müsse, auch den Wissenschaftsbetrieb als starken CO2-Treiber zwingend nachhaltiger zu gestalten. Die Bedeutung der Grundlagenforschung für Maßnahmen zur effektiveren CO2-Reduktion hob Dierk Raabe eindrücklich hervor und forderte eine bessere Nutzung bestehender Infrastruktur insbesondere in der emissionsintensiven Zement- und Ölindustrie. Vor allem sei lösungsorientierte Wissenschaftskommunikation für den gesellschaftlichen Diskurs sehr bedeutend betonte Dirk Notz. Seiner Ansicht nach würde diese verantwortungsvolles Handeln und fundierte Entscheidungen ermöglichen, und könne somit ein notwendiges Umdenken und Handeln herbeirufen. Dies müsse aber auch für die Wissenschaft selbst gelten:

Why should science be excluded from the need to change its behavior?”

Darüber hinaus sah Stephanie Fiedler aber auch Wissenschaftler:innen selbst in der Pflicht, über gewonnene Forschungserkenntnisse zu informieren und Konsequenzen aufzuzeigen, jedoch keineswegs Entscheidungen oder Handlungsempfehlungen zu diktieren – dies sei schließlich Aufgabe der Politik.

In den anschließenden Workshopsessions hatten die PhD Kandidat:innen Gelegenheit, die in der Paneldiskussion aufgeworfenen Aspekte tiefergehend ein drei Gruppen zu beleuchten und gemeinsam zu bewerten. Die darauffolgende Ergebnispräsentation lieferte spannende Erkenntnisse rund um das diesjährige Leitthema. 

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Im Rahmen der Sciene Talks sprach am späteren Nachmittag PhD Kandidatin Aysecan Ünal von ihrer Promotionsprojekt an der MPS Matter to Life: Mit Hilfe von Kryo-Elektronenmikroskopie gelangen ihr besondere Einblicke in die Struktur von Kollagen-Fibrillen – ein Bild, das sie beim Anschauen immer wieder aufs Neue fasziniere. Laura Blazquez Martínez, Promovierende der MPS Photonics, gab dem Publikum wiederum anschaulich Einblicke zur Wechselwirkung von Licht und Schall. Die Experimente ihrer Gruppe würden den Weg zur Erforschung des Übergangs von der klassischen zur Quantenphysik für makroskopische Objekte ebnen, und könnten auf diesem Wege neue Quantentechnologien ermöglichen, erklärte sie den Zuhörenden stolz. Meike Hettwer nahm das Publikum als PhD-Kandidatin der MPS Cognition schließlich mit in den Bereich der adaptiven Gehirnentwicklung hinsichtlich Resilienz und "Anpassungsfähigkeit". Ihr Interesse liege hier insbesondere auf Verschiebungen in der Gehirnreifung bei Jugendlichen, die trotz traumatischer Ereignisse ein hohes Wohlbefinden aufweisen. Auch in der PhD-Zeit benötige man viel Resilienz. Der Austausch mit Peers und Gleichgesinnten in den Max Planck Schools sei daher umso bedeutsamer, schloss sie ihren Vortrag und begrüßte dabei die neue Kohorte ganz herzlich im Programm.

Wie sich auch drei vermeintlich „verlorene“ Jahre für ein Architekturstudium im Nachhinein als sinnvolle und lehrreiche Zeit für den weiteren Lebenslauf erwiesen, schilderte MPS Cognition Fellow Isabel Dziobek eindrücklich in ihrer Passion for Science Lecture. Ihr Resümee sei, dass Karrierepfade nicht immer durchgängig erfolgreich oder gar linear verlaufen müssten. Auch sie sei erst nach und nach in die Rolle als Wissenschaftlerin reingewachsen und musste auf dem Weg zu einer erfolgreichen Forscherin viele Rückschläge und Herausforderungen überwinden. Daher ermutigte sie die Promovierenden, auf ihre eigenen Interessen und „individuelle Geschwindigkeit“ zu vertrauen und sich auch Pausen oder auch Zeit für Umwege zu nehmen, um sich frei zu entfalten und immer wieder inspirieren zu lassen.

Auch er habe in seiner langen Karriere nicht immer den direkten oder vermeintlich besten Weg einschlagen können, ergänzte Walter Rosenthal passend in seinem Schlusswort. Er ermutigte die anwesenden Promovierenden ebenso, „den Blick nach rechts und links zu wagen“. Mit großem Dank an seinen Co-Dean, Jan-Michael Rost, für die gute Zusammenarbeit in den vergangenen fünf Jahren und den Organisator:innen der Veranstaltung, entsandte er die neuen Doktorand:innen mit den besten Wünschen in einen erfolgreichen Programmstart und alle Teilnehmenden in den weiteren Abend.

Bei dem gemeinsamen BBQ, einem fantastischen Live-Musikprogramm verschiedener Promovierender und dem feierlichen Ausklang im Arena Club fand die Veranstaltung ein gebührendes Ende.

Wir danken insbesondere den Panelist:innen, den drei Science Talkerinnen, Isabel Dziobek, dem PhD Organisationsteam und den Musizierenden für ihre Mitwirkung.

Auf ein freudiges Wiedersehen im nächsten Jahr in Berlin!

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